Ton-Spuren
Eine Zeitreise
Tonspuren in Rheinzabern sind Spuren des Lebens und Arbeitens in Tabernae.
Stationen sind:
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Lernen. Leben. Aktiv sein.
Angebote zum aktiven Begreifen für alle Besucher-Gruppen unter
>> Museum-Aktiv
Erkundigen Sie sich bei Interesse an einer Führung in unserer Geschäftsstelle:
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per Telefon: 07272 - 955893
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Römerbad
"Hier wurden im Jahre 1855 die Fundamente eines römischen
Bades aufgedeckt. Wieder zugedeckt 1857" lautet die Inschrift
auf einem massiven quadratischen Gedenkstein unweit des Brückenstegs
am Otterbach. Er erinnert an
die Ruinen einer römischen
Badanlage, die in Ziegelmauerwerk ausgeführt war.
Unter dem Gedenkstein befand sich das Badegebäude einer
römischen Landvilla, das von der ausgeprägten Badekultur
der Römer zeugt.
Im nordöstlichen Teil fand man Reste
eines Auskleideraums. Der Badegast begann seinen Badegang mit
dem Kaltbad und dem anschließenden Laubad. Er ging weiter
ins Warmbad, in dem eine halbrunde Wanne eingebaut war und
beendete sein Bad
im Schwitzraum. Das gesamte Gebäude
wurde
mit einer Unterbodenheizung von einem Heizraum aus befeuert.
Entdeckung
der Badanlage
"Viele zu Tage liegende Ziegelsteine in den Rheinzaberner
Grüben und Altgeheg" machten im Jahr 1855 den
damaligen Revierförster Lindemann auf die Überreste
des Bades aufmerksam, woraufhin er erste Grabungen
durchführte. Die Ergebnisse wurden dem Historischen
Museum der Pfalz in Speyer präsentiert, das eine vollständige
Freilegung der Ruine empfahl. Mit den weiteren Grabungen
wurde der "Altertumsforscher" Michael Kaufmann
mit mehreren "verläßigen Taglöhnern" beauftragt.
In den kommenden beiden Jahren konnten neben dem Bad auch
die Reste zweier Ziegelbrennöfen freigelegt und dokumentiert
werden. Durch Witterungseinfluss stark geschädigt wurde
die Ruine im Januar 1857 wieder zugefüllt. Eine erneute
Ausgrabung und Wiederverfüllung erfolgte 1905 durch
Wilhelm Ludowici.
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Tongruben
Unter dem Schwemmsandfächer der Lauter zieht sich in ca.
2 m Tiefe ein mächtiges Band von sumpfig-kalkfreiem bis
kalkhaltigem Ton, der in richtiger Mischung die Basis für
die Terra Sigillata bildete. Die Schichten reichen bis zum Otterbach an der Nordflanke dieses Schwemmfächers. Die Römer erkannten dort beim Anlegen der rechtsrheinischen Hauptstraße die hohe
Qualität des Tons und legten Tongruben an.
Der Ton wurde damals im Tagebau großflächig abgetragen.
Man konnte noch in den Ton eingetiefte Treppchen, Drainagekanälchen
und seitlich in die Tonlager eingetriebene Stollen feststellen,
die nach Ausbeutung mit Abfallschutt aus der Töpferei
verfüllt wurden.
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts konnten hunderte solcher
Gruben gezählt werden. In der Nähe der Bahnlinie
Rheinzabern-Jockgrim findet man noch heute Spuren von "Schürflöchern"
aus der Römerzeit.
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Schnitt durch eine römische Tongrube.
Gut erkennbar sind die eingetieften Treppchen sowie die
Entwässerungsdrainage.
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Römerstraße
Die Römerstraße wurde als wichtigste Verbindung
zwischen Italien und den Provinzen am Rhein erbaut und war
Ausgangspunkt für die Gründung von Tabernae, das
zunächst als Raststation der Römer angelegt war.
Man kann sie noch heute in der Mitte der Grünfläche
zwischen Grundschule und Kindergarten erkennen.
Noch heute orientieren sich Ackerfluchten und Feldwege an der
Römerstraße.
Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen
wurde
oft die obere Straßenschicht durch den Pflug aufgerissen
und zeichnet sich nun als Kiesband ab. Hier sind die Wachstumsbedingungen
so schlecht, dass die Aussaat nur kümmerlich wächst.
Dies ist vor allem auch deshalb auffallend, da sie in den angrenzenden
humusreichen Straßengräben gut gedeiht.
Neuere Grabungen
Neuere Grabungen haben ergeben, dass die Straße ursprünglich
eine ca. 20 m breite Sandpiste war. Mit der Zeit hatte der
rege Reiseverkehr tiefe Fahrspuren im Sandbett hinterlassen.
So wurde der Straßenkörper auf eine Breite von
ca. 7 m reduziert, mit Schutt gefüllt und anschließend
mit einer Fahrbahndecke aus Ziegelsplitt und Kalk überzogen.
Links und rechts der dammartigen Straße leiteten Straßengräben
das Regenwasser
in Sickergruben.
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Ausschnitt aus der Kopie einer römischen
Wegekarte (Tabula
Peutingeriana). Neben Rheinzabern (Tabernis) sind die
Orte Selz (Saletione) und Speyer (Noviomagus) mit Angabe
der Entfernung in Leugen aufgeführt.
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Römerstraße "Im Steingebiß" |
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Brückenstein
Knapp 25 Meter von der Römerstraße entfernt, im
Hof der Grundschule, steht die Nachbildung eines römischen
Inschriftensteins. Der Text lautet:
IN H(ONOREM) D(OMVS) D(IVINIAE)
L. SILVANVS
PROBVS
PONTES
D(E) S(VO) D(ONO) D(EDIT)
(Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses hat Lucius Silvanus
Probus Brücken aus eigenem Vermögen gestiftet.)
Ein
Stein mit der gleichen Inschrift befindet sich
im Historischen
Museum der Pfalz in Speyer.
Aus dem Namen des Stifters geht
hervor, dass er Einheimischer und im Besitz des römischen
Bürgerrechts war.
Der Originalstein wurde im Jahr 1531 von Beatus Rhenanus,
einem bekannten Humanisten und Geschichtsschreiber, erstmals
erwähnt. Damals war der Stein in der Kirchhofmauer unterhalb
der heutigen Kirche eingemauert.
Im Dezember 1747 wurde der Stein aus der Mauer herausgelöst,
von einem Steinmetz kopiert und nach Straßburg in die
dortige Altertumssammlung gesendet, wo er 1870 verloren ging.
Die Kopie wurde zunächst in der Nähe der ehemaligen
Vermauerung (heutige Forschungsstelle neben dem Museum) verbaut
und befindet sich seit 1956 an ihrem heutigen Standort.
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Zeichnung des Brückensteins nach F.X. Pfeiffer,
Geschichte der Pfarrei Rheinzabern (1903).
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Brunnen
1966 wurden Reste eines römischen Brunnens
bei Kanalisationsarbeiten
westlich der Bahnlinie entdeckt und auf Veranlassung des
damaligen Bürgermeisters Walter Schellenberger ausgegraben.
Zustand
bei der Ausgrabung
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Der gesamte Schachtinhalt
konnte trockenen Fußes ausgegraben werden, da sich
im Laufe der Jahrhunderte der Grundwasserspiegel um ca.
2 m abgesenkt hatte. |
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Der Brunnenschacht war mit Schutt aus
der südlich benachbarten Töpferei angefüllt.
(Wilhelm Ludowici hatte große Teile dieser Töpferei
zu Beginn des 20. Jh. ergraben.) |
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Im Schutt fanden sich neben Keramikbruch
auch Formschüsseln und Ofeneinsätze, die man
zur Herstellung von Terra Sigillata benötigte. |
Derzeitiger Zustand
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Nach
der Freilegung wurde der Brunnen in seinem Oberteil
rekonstruiert und mit einem Ziegeldach und Schutzgitter
versehen. |
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Der Mantel ist
aus Dachziegelbruchstücken
lose gesetzt und hat
einen lichten Durchmesser
von 90 cm. |
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Die Sohle des Brunnens
liegt bei 3,40 m. |
Ursprünglich stand
der Brunnen mitten in einer spätrömischen
Töpferei, wo er das Wasser für die Tonaufbereitung
lieferte. Vermutlich versiegte der Brunnen und man baute
einen neuen, anstatt ihn tiefer zu graben. SEITENANFANG
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Grabungsphoto während der Freilegung.
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Kaufmann-Bauten
Die sogenannten Kaufmann-Bauten entstanden
im 18. und
19. Jahrhundert durch Wiederverwendung von römischem Bruchmaterial.
Zahlreiche Scheunen, Häuser und Keller wurden in Rheinzabern
auf diese Weise gebaut.
Besonders markant ist eine Scheune, da sie fast vollständig
aus römischem Stein- und Ziegelbruch erbaut wurde. Gut
erkennbar sind hier ein Mahlsteinfragment sowie der Gewölbeteil
eines Brennofens.
Die "wilden Grabungen" des Maurermeisters
Johann Michael Kaufmann (1791-1861)
Die Bezeichnung "Kaufmann-Bauten" verweisen auf
den Maurermeister Johann Michael Kaufmann (1791-1861). Er
ließ Bauern die römischen Überreste aus ihren Äckern
ausgraben, wovon beide Seiten etwas hatten: Die Bauern konnten
ihre Äcker leichter bearbeiten; Kaufmann bekam billiges
Baumaterial.
Bei diesen wilden Grabungen stieß Kaufmann auch auf
Kleinfunde, die bei Archäologen im In- und Ausland sehr
begehrt waren. Die immer stärker werdende Nachfrage
und das gute Geschäft verleiteten Kaufmann vermutlich
dazu, auch Fälschungen auf den Markt zu bringen, die
er als echt ausgab. Lange Zeit wurden diese Fälschungen
nicht entdeckt, denn Rheinzabern war schon damals für
seine unerschöpfliche Fülle an Funden bekannt.
Kaufmann lagerte die Fälschungen in einem Geheimgang
im hinteren Kellerteil seines Hauses. Der Eingang zu diesem
Gewölbegang war aus römischen Ziegelsteinen errichtet
und durch ein gewöhnliches Holzregal getarnt.
Die Dokumentationen
des
Johann Michael Kaufmann
Die Ergebnisse seiner Grabungen hielt Kaufmann schriftlich
und teilweise in Skizzen fest und beschreibt so über
300 Befunde. Dazu gehören Brennöfen, Keller,
Brunnen, Hypocaust-Anlagen und Gräber. Trotz seines
schlechten Rufes lieferte er damit durchaus brauchbare
Befundbeschreibungen, die noch auf eine viel versprechende
Auswertung warten.
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Sog. Kaufmannsche Fälschungen.
Objekte dieser Art finden sich in allen größeren
Museen Europas.
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